Theorie

Worum es geht

"Platziere deine Stimme ohne Heftigkeit. Die Energie des Tons und die Energie des Atems müssen in Balance gehalten werden. "
"Versuche nie, deinen Ton zu >halten<. Spinne ihn aus. Halte deinen Atem."
(Giovanni Battista Lamperti, eine Vokale Weisheit - Zur Technik des Bel Canto Singens)

Wir alle singen ständig. Mal einsam für uns, mal öffentlich für alle. Wir singen im Auto, unter der Dusche, beim Spazierengehen, manchmal im Chor oder auch solistisch.
Warum haben wir dieses Bedürfnis nach Klang- und Lautentwicklung? Warum erfüllt uns scheinbar gerade das Singen mit so großer Freude und Erfüllung? Wir könnten ja unter der Dusche oder beim Autofahren auch einfach glücklich vor uns hin sprechen?

"Wo Sprache aufhört, da fängt die Musik an“, stellte einmal der Dichter E.T.A. Hoffmann fest. Er wollte damit wahrscheinlich ausdrücken, dass Musik und damit das Singen die höchste Ausdrucksform von Emotionen bedeutet. Das kommt daher, weil der Gesang der ursprüngliche Ausdruckweg unseres ganzheitlichen Wesens war, lange bevor sich daraus die menschliche Sprache kultiviert hat.
So wie ein Baby stundenlang seinen Kummer oder seine Freude herausschreit oder -jubelt ohne dabei zu ermüden oder heiser zu werden, so möchten wir beim Singen wieder ganz zu diesen ursprünglichen Fähigkeiten zurückkehren.

Das geht zum einen über das Erfahren unserer Atmung und über das Bewußtmachen unserer körperlichen Verfassung als "Instrument" Stimme.
Zum anderen gilt es den Klangkörper wahrzunehmen, zu kräftigen und zu entwickeln.

Diese Erfahrung kann sowohl hilfreich sein für weiteres Singen - vielleicht in der Gruppe, im Chor oder einer Band - es hilft uns aber auf jeden Fall unseren Körper im Alltag bewusster wahrzunehmen und unserer Stimme (Stimmung) zu einer gesunden Balance zu verhelfen. Auch oder gerade wenn die Stimme beruflich oft durch häufiges Sprechen beansprucht wird.

Der älteste Text zur physikalischen Therapie des Atems (2400 Jahre alt) - Qigong


GESANG - Eva Strittmatter

Wenn einer singt,
Soll er nicht nur mit seiner Seele singen,
(Daß er mit der Stimme singt, versteht sich von allein.)
All seine Körperzellen müssen klingen.
Verschleudern muß er sich, es muß so sein,
Als hätte er für dieses Lied gelebt.
Für diesen Augenblick, in dem er singt.
Er muß der sein, der sich vom Boden hebt.
Aus eig'ner Kraft. Was nie gelingt
In Wirklichkeit, muß ihm gelingen.
(Wie man das macht, verrät kein Kunstgebot.)
Wenn einer singt, so muß er singen:
Gegen die Schwerkraft und den Tod.


Der älteste Text zur physikalischen Therapie des A

"Beim Atmen muss man so vorgehen:
man behält den Atem und er sammelt sich.
Wenn er sich gesammelt hat, dehnt er sich aus.
Wenn er sich ausdehnt, geht er nach unten.
Wenn er nach unten geht, wird er ruhig.
Wenn er ruhig geworden ist, wird er fest.
Wenn er fest geworden ist, beginnt er zu keimen.
Wenn er ausgekeimt hat, wächst er.
Wenn er gewachsen ist, muss man ihn wieder zurückdrücken,
wenn er zurückgedrückt ist, erreicht er den Scheitel,
Oben drückt er dann gegen den Scheitel, unten abwärts.
Wer dieses befolgt lebt, wer das Gegenteil davon tut, stirbt".

Der Chi-Gong Originaltext in deutscher Übertragung


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